Mittwoch, 24. August 2016

Die Geheimnisse der Küche des mittleren Westens von J. Ryan Stradal

Klappentext:

Eva Thorvalds Kochkunst ist legendär: Für einen Platz bei einem ihrer Pop-up-Dinner zahlt man vierstellige Beträge und wartet mehrere Jahre. Für Cynthia Hargreaves jedoch geht es dabei um mehr als bloße Gaumenfreuden, es ist ihre einzige Chance, um einen schrecklichen Fehler wiedergutzumachen. Eine Geschichte über die Familie, die man verliert, Freunde, die man findet, und Zufallsbekanntschaften, die ein ganzes Leben bestimmen.





Die Idee eines Pop-up-Dinners fand ich toll, Romane übers Kochen mag ich und so war ich aufgrund der Buchbeschreibung neugierig auf das Buch. Der Klappentext verhiess mir einen Roman über eine Köchin und die Schlagzeile auf der Verlagsseite versprach "es sei ein imposantes Meisterstück". Während ich das erste Kapitel las, in dem Lars Thorwald sein Leben und die Geburt von Eva schilderte, glaubte ich der "The New York Times", von der diese Schlagzeile stammt, noch.

Mit viel Wortwitz beschreibt dort, im ersten Kapitel, der Autor wie Evas Vater Lars als Kind jeweils Lutefisk zu Weihnachten zubereitete und einige Jahre danach die Nahrungsaufnahme für sein Baby, die zwei Monate alte Eva, plante. Im zweiten Kapitel ist Eva bereits 11 Jahre alt und züchtet scharfe Chilisorten. Spätestens jetzt war meine Erwartungshaltung gross. 

Doch ab dem dritten Kapitel geht es bergab. Es ist kein Roman mehr, in dem Eva die Hauptrolle spielt, sondern eine Aneinanderreihung von Kurzgeschichten. Evas Leben bleibt zwar der rote Faden, doch sie selbst wird zum Statist. Nie kommt sie zu Wort, sie wird ausschliesslich durch ihre Begleiter beschrieben. Sie verblasst.

Vielmehr werden die Geschichten anderer Personen erzählt, in denen Eva einfach irgendwie dabei ist, mal mehr mal weniger. In grossen Zeitsprüngen hüpft man von einer Episode zur anderen. Kaum wird es irgendwo interessant, wird gestoppt und Jahre später geht es weiter.  

Der Klappentext spricht nur das erste und letzte Kapitel an. Zwischen dem dritten und letztem Kapitel ist das Buch gespickt voll mit Ereignissen, mit vielen unsympathischen Charakteren, einer vulgären Sprache - und doch bleibt alles monoton. 

Mir fehlte die Wärme, die Emotionen und dabei auch Zeilen über Evas Begeisterung zum Kochen. Sie kochte halt. Zufälligerweise sehr gut mit ihrem ausgeprägten Geschmackssinn. Aber das war es dann auch. Ich konnte keinerlei Bezug zu Eva herstellen auf den sich hinziehenden 448 Seiten.

Wieso die einfache und bodenständige Eva gegen Schluss immer mehr Geld für ihre Dinnerveranstaltungen wollte und nur wirklich Gutbetuchte diese sich leisten konnten, blieb mir bis zum Schluss ein Rätsel.

Es schien mir so, als ob der Autor die Gourmetindustrie ins Lächerliche ziehen wollte. Irgendwann wirkten die Diskussionen über die richtige Tomatensorte, den perfekten Mais, den genauen Erntezeitpunkt, etc. nur noch aufgesetzt. Der anfängliche witzige Schreibstil ging auf dem Weg verloren. Die Liebe zum Genuss, zum guten Essen, sowieso.

Wie in einer Nouvelle Cuisine Menü-Abfolge werden einem die kurzen Geschichten häppchenweise serviert. Und genau wie nach solch einem verspeisten Menü fragt man sich am Ende, ob das alles war. Die Vorspeise war toll und machte Lust auf mehr, das Dessert okay. Dazwischen war es fade. Es war sicher mal etwas anderes, aber es ist definitiv kein Dinner welches einem in Erinnerung bleibt. 

Fazit: Ein emotionsloses Aneinandereihen diverser Kurzgeschichten, in denen die Protagonistin zum Statist verkommt. Die Vorspeise - das erste Kapitel - hat gemundet, der Rest leider nicht mehr. 
3 Punkte.



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