Dienstag, 23. April 2024

Die Malerin des Lichts von Agnes Gabriel (AFzAuL 15)

Klappentext:
Paris, 1864: Nachdem die junge Malerin Berthe erlebt hat, wie ihre Schwester die Kunst nach der Hochzeit aufgeben musste, will sie niemals heiraten. Sie begegnet dem Wegbereiter der Moderne Édouard Manet, der in der betörend schönen Frau seine Muse findet. Ihre künstlerischen Ambitionen indes belächelt er – obwohl Berthes Bilder teils höhere Preise erzielen als seine. Dann trifft sie seinen Bruder Eugène, der sich in sie verliebt und um ihre Hand anhält. Doch kann Berthe sich auf diese Liebe einlassen, ohne ihren Weg als Malerin zu riskieren?



Während es über die Maler, die den Impressionismus vertreten haben, viel zu lesen gibt, gibt es kaum etwas über die Malerinnen dieser Gattung zu lesen. Natürlich werden sie in den grossen Impressionismus-Werken auch erwähnt, aber in Roman-Form hab ich über Berthe Morisot im deutschsprachigen Raum noch nichts gefunden. Deshalb war ich Feuer und Flamme, als ich "Die Malerin des Lichts" entdeckt habe. 

Feuer und Flamme war auch Berthe Morisot, wenn es ums Malen ging. Sie und ihre ältere Schwester Edma liebten es zu malen, und durften es auch, was auch für unverheiratet junge Frauen nicht selbstverständlich war. Als Berthe sieht, wie Edma nach ihrer Hochzeit nicht mehr malen darf und auch anderen Malerinnen ihre Kunst nach der Eheschliessung verweigert wird, weiss sie, dass sie unter solchen Umständen nie heiraten will. Natürlich möchten ihre Eltern Berthe "unter der Haube" sehen, doch Berthe wehrt sich gegen alle Eheanwärter auf kreative Art.

Bei diesen Schilderungen musste ich oft lachen, geschickt inszeniert von ihr! Nur von einem Mann scheint sie nicht wirklich loszukommen: von Edouard Manet, für den sie oft Modell sitzt und der eigentlich ihr Mentor wäre. Doch insgeheim kann Edouard nicht zugeben, dass Berthe eine sehr gute Künstlerin ist. Edouard nimmt Berthe gegenüber einiges raus. Nach einer Szene, in dem er eine Grenze überschreitet, ist ihr dann aber endgültig klar, dass es so nicht weitergehen kann und sie sich nicht mehr von ihm porträtieren lässt. Und auch hier wieder inszeniert sie ihren Abschied vom Modell sitzen gekonnt. 

Inzwischen hat sie als einzige Frau und als vollwertiges Mitglied der Gruppe die erste Ausstellung der Impressionisten mitgeprägt. Die Leserschaft erlebt auch mit, als sie 1870 bei Kriegsbeginn leichte Depressionen entwickelt und sich bis Kriegsende bei Edma und ihrer Familie erholt. 

Edouard ist egoistisch und nicht kritikfähig. Ganz anders sein Bruder Eugene, der Berthe schätzt. Auch er ist Maler, doch er will nicht ausstellen: "ein Manet genügt", so sein Motto. Bis Eugene und Berthe öfters aufeinander treffen, dauert es. Man freut sich mit Berthe, als sie sich später endlich sicher fühlt, den richtigen (Ehe-)Mann ausgewählt zu haben und zur Freude ihrer Mutter Ende 1874 doch noch heiratet. 

An Eugenes Seite steht Berthe nun endlich auch die Café- und Theaterwelt in Paris offen, sie kann mit ihm überall mit hin und geniesst ihr Leben. Sie malt weiter, unterstützt von Eugene. 

Intensiv schildert die Autorin das interessante Leben von Berthe Morisot. Es ist ein ruhiger, aber enorm informativer Roman, der mir gut gefallen hat. Toll fand ich, dass die "Lovestory" zwischen Eugene und Berthe nicht das Hauptthema war, sondern chronologisch erst gegen Ende des Romans Raum einnahm. Das Augenmerk lag immer auf Berthe und ihrer Malerei.

Fazit: Schöner Roman, in dem das Leben der Impressionistin Berthe Morisot unterhaltend und informativ dargestellt wird.
4 Punkte. 




Freitag, 19. April 2024

Krimi: Südlich von Porto wartet die Schuld von Mariana da Silva (Ria Almeida 2)

Klappentext:
Während Ria Almeida mit ihrem Umzug von Stuttgart nach Torreira beschäftigt ist, geht ein Notruf auf der örtlichen Polizeiwache ein: Bei einer Exkursion in ein nahegelegenes Naturschutzgebiet sind Studierende auf eine männliche Leiche gestoßen. Ria und Dorfpolizist João haben alle Hände voll damit zu tun, den Tatort zu sichern und sich die Umweltschützer vom Hals zu halten. Als Ria Comisario Baptista um Unterstützung bittet, ist der jedoch bei Gericht, wo sich die Verhandlung verzögert, weil der Richter fehlt. Der Richter, der tot zu Rias Füßen liegt.



Ria ist wieder zurück in Torreira, diesmal richtig. Sie darf nun offiziell als Polizistin arbeiten, denn sie hat den Schreibtischjob von der hochschwangeren Mariposa übernommen und einen Arbeitsvertrag. Ria wohnt aktuell noch bei Joao und Mariposa. Da das Paar bald zu dritt sein wird, ist es höchste Zeit, dass Ria endlich eine eigene Wohnung bezieht. So richtig motiviert zum Umziehen ist sie allerdings nicht

Wer den ersten Band gelesen hat, ahnt, dass es Mariposa ohne Arbeit langweilig ist und sie nur darauf wartet, dass Ria bald in neuen Ermittlungen steckt, damit sie zurück an ihren Schreibtisch kann. Ihr Wunsch wird schnell erfüllt, der neue Fall kommt wie gerufen: 

In einem Naturschutzgebiet in der Nähe wird ein toter Mann aufgefunden. Leider sind auch Klimaaktivisten vor Ort und lassen die Polizei und die Spurensicherung kaum ihre Arbeit tun. Erst als auch noch Comisario Joaquin Baptista erscheint, tritt Ruhe ein. 

Baptista war überhaupt nicht erfreut, als er den Anruf von Ria bekam. Er wartete am Gericht missgelaunt auf den Beginn einer wichtigen Verhandlung und will nicht weg. Er könne noch lange warten, sagt Ria zu ihm, denn der Richter ist tot. Für Baptista ist sofort klar, dass der Angeklagte und seine Männer die Schuldigen sind, die den Richter töteten. Dass andere mögliche Motive und Täter in Frage kommen, lässt er nicht gelten, da ist er brutal stur. Ria ermittelt deswegen erstmal alleine in verschiedene Richtungen. Irgendwann kriegt Baptista sich dann doch ein, gemeinsam kommen sie besser voran. 

Die beiden werden natürlich auch noch von Joao, Mariposa und Nuno unterstützt. Auch von anderen, die ich hier geheim halten möchte - jedenfalls gibt es Personen, die sich um Rias neue Wohnung kümmern, während sie "in Ruhe" ihren zweiten Fall südlich von Porto löst. 

Im Gegensatz zum ersten Band war ich hier von der ersten Seite voll drin im neuen Fall, die Autorin schreibt diesmal sehr mitreissend, so dass man den Krimi am liebsten gleich am Stück lesen möchte. Der Fall ist zudem spannend, interessant eh durch die Einbezüge der Naturschützer und die bereits bekannten und nun neu entdeckten Verbrechen des Angeklagten. Die Mischung zwischen Rias Privatleben und den hitzigen Ermittlungen ist ebenfalls gelungen. Man merkt Ria an, dass sie in Deutschland als Kriminalkommissarin gearbeitet hat - ich warte richtiggehend drauf, dass sie ihr Trauma überwindet und bald auch südlich von Porto als offizielle Team-Partnerin von Baptista gleichberechtigt arbeiten wird. 

Auch hier in "Südlich von Porto" sind die Kapitelüberschriften mit den Azulejos wieder ein optischer Hingucker, das ist mega schön gestaltet. 

Fazit: Mit diesem zweiten Fall hat mich Mariana da Silva überzeugt - es ist definitiv eine Reihe, die richtig toll Spass macht und die ich weiter verfolgen will.  
5 Punkte. 


Reihenfolge:
Band 2: Südlich von Porto wartet die Schuld

Donnerstag, 18. April 2024

Krimi: Lacroix und die Frau in der letzten Metro von Alex Lépic (Lacroix 7)

Klappentext:
Während seine Frau im hochherrschaftlichen Hôtel de Ville ihr Amt als Pariser Bürgermeisterin antritt, wird Commissaire Lacroix zu einem Tatort gerufen: Céline Cantin – blond und außergewöhnlich schön – liegt tot in ihrer Wohnung. Sie ist zurechtgemacht und trägt ein elegantes Kleid, als hätte sie eine Abendveranstaltung besucht. Ist der Täter ihr bis nach Hause gefolgt? Würgemale weisen auf ein Gewaltverbrechen hin. Aber was war das Motiv?  Ein Raubüberfall kann es nicht gewesen sein: Die teure Uhr des Opfers hat der Mörder zurückgelassen. Nach der Obduktion wird ein Sexualdelikt ausgeschlossen, und auch das Leben der Frau, die in den Galeries Lafayette arbeitete, gibt Lacroix keinerlei Anhaltspunkte. Dem Commissaire schwant Böses: Wenn die Frau ein Zufallsopfer war, kann auch der Polizei nur der Zufall helfen. Dann wird eine zweite blonde Frau tot aufgefunden.


Was für Nestor Burma (von Leo Malet) seine Zigaretten sind, ist für Commissaire Lacroix sein Café im Chai de l'Abbaye. Manchmal auch ein Glas Wein oder Bier, aber immer wenn er da ist, läutet auch das Telefon. Wohlgemerkt nicht seines, denn er besitzt nach wie vor kein Handy, sondern jenes vom Bistro. Oft wird er dort angerufen, obwohl er noch gar nicht da ist. So auch in seinem siebten Fall. 

In einer Wohnung wird eine junge Frau tot aufgefunden und während Lacroix und sein Team noch im nahen Umfeld der Frau ermittelt, wird eine weitere blonde Frau tot aufgefunden. Die Polizei sucht nach Verbindungen - eine Gemeinsamkeit ist die späte Heimkehr der Frauen mit der Metro. 

Die Ermittlungen kommen aber nicht so gut voran, denn es muss in alle Richtungen gedacht werden. Somit kommen auch einige Verdächtigte erst relativ spät ins Geschehen rein. Aber so funktioniert reale Ermittlungsarbeit auch. Lacroix Privatleben ist mit der Wahl seiner Frau zur Bürgermeisterin noch nicht durcheinander gekommen, daran wird sich wohl nicht viel ändern, denn Lacroix hat erstens seinen eigenen Kopf und zweitens ist sie ist stark daran interessiert, dass der Fall schnell gelöst wird, bevor es noch weitere Tote gibt. 

Autor Alex Lépic spricht mit diesem Fall ein aktuelles Problem an: die Öffentlichkeit weiss, aufgrund Social Media und anderem, alles. Mir gefiel dieser siebte Fall gut, wie er ausgerollt und schlussendlich gelöst wird - und alles zwischendurch natürlich auch. 

Lacroix ist für mich schon jetzt Kult, er kann bestens mit Nestor Burma (oder auch mit Maigret) mithalten. Mir gefällt an der Reihe, besonders auch in "Die Frau in der letzten Metro" die sehr real geschilderte Polizeiarbeit. 

Fazit: Dieser siebte Fall ist interessant und unterhaltend - für mich könnten es noch mehr Seiten sein, denn die Bände sind einfach immer viel zu schnell ausgelesen. 
4 Punkte. 


Reihenfolge:
Band 1: Lacroix und die Toten vom Pont Neuf
Band 2: Lacroix und der Bäcker von Saint-Germain
Band 3: Lacroix und die stille Nacht von Montmartre
Band 4: Lacroix und das Sommerhaus in Giverny
Band 6: Lacroix und der traurige Champion von Roland-Garros

Krimi: Der Tote im Weinhang von Renato Pozzi (Commissario Andreotti und Sophia Lange 2)

Klappentext:
Ein sich gefährlich zuspitzender Konkurrenzkampf zwischen den Winzerfamilien aus Salò führt Geigenbauerin Sophia Lange und Commissario Andreotti in die Weinberge Italiens. Winzer Giacomo klagt über Sabotage an seinem Weingut. Minderwertige Fässer, ungenießbarer Wein – Giacomo ist sich sicher, dass ihm jemand dazwischenpfuscht. Zugleich taucht ein Schatten aus Andreottis Vergangenheit auf und macht ihm ein Angebot, das er eigentlich nicht ausschlagen kann. Als nach dem rauschenden Weinfest eine Leiche zwischen den Reben gefunden wird, stehen die Ermittler bald vor der Frage, wer hier im beschaulichen Salò mehr sein will, als er tatsächlich ist.


Ein Jahr nach dem genialen ersten Band liegt nun ein zweiter Fall für Commissario Andreotti und Sophia Lange vor. Ich war gespannt, wie der Autor in diesem Band Sophia Lange einbeziehen will, denn ihre Fähigkeiten als Geigenbauerin sind ja eher spezifisch. 

Aber als Geigenbauerin kennt sie sich mit Holz aus, deshalb soll sie sich Weinfässer anschauen. Zuerst einmal jene, die Onkel Giacomo gekauft hat und mit denen etwas nicht zu stimmen scheint, denn sein Wein ist nach der Lagerung in diesen Fässern gekippt. Später schaut sie sich auch noch andere Fässer an, was wesentlich gefährlicher ist, da sie dann undercover unterwegs ist. Sozusagen im Auftrag von Commissario Andreotti. 

Denn Weinfässer und -flaschen spielen aber auch in seinem aktuellen Fall eine wichtige Rolle. Der Tote, der nach dem örtlichen Weinfest in den Reben aufgefunden wird, hat eine spezielle Flasche bei sich. Ähnliche Flaschen schien der Tote zuvor noch verschenkt zu haben. War der Wein in seiner Flasche vergiftet oder weshalb musste der einst sehr bekannte Winzer sterben? 

Als ob er mit den Ermittlungen nicht genug zu tun hat, taucht ein ehemaliger Kollege aus Rom auf und durch ihn erfahren wir endlich etwas aus Andreottis Vergangenheit in Rom, die im ersten Band nur angedeutet wurden.

Auch dieser zweite Band ist ein vergnüglicher Lesespass. Man fiebert mit Sophia mit; freut sich über Fedos Auftreten, dessen Frau bestohlen wurde, was doch zu einigem Schmunzeln führt; denkt über die klugen Weisheiten, die Guiseppe preisgibt, nach und würde sich auch gerne von Tante Martha bekochen lassen. Sogar mit dem Puppenspieler gibt es ein kurzes Wiedersehen.

Letztes Mal hingen die Geigen im Himmel, dieser Band wird Weingott Bacchus erfreuen. Es geht um den perfekten Wein, den man liebend gerne trinken würde und um den nicht trinkbaren Wein leider auch und natürlich um den toten Winzer, der zwischen den Reben lag. Es gibt einige Verdächtige, die alle einen Grund gehabt hätten, den Mann auszuschalten, und noch viel mehr Geheimnisse. "Der Tote im Weinhang" ist enorm spannend und unterhaltend zu lesen. Ich konnte den Band kaum aus der Hand lesen, weil ich dringend wissen wollte, wie es ausgeht. 

Fazit. Mich überzeugte auch dieser zweite Band, der ebenso toll geschrieben ist wie der erste Band. Die Reihe hat bisher Hit-Potential. Gerne noch viel mehr davon in gleicher Unterhaltungs-Qualität! 
4.5 Punkte. 


Reihenfolge:

Krimi: Mademoiselle Coco und die Entführung des Picasso von Michelle Marly (Coco Chanel ermittelt 1)

Klappentext:
Paris in den 1910er Jahren: eine Stadt voller Magie, Glanz und Künstler aus aller Welt– und eine Metropole der Halbwelt. Es herrscht große Aufregung, als in der Nähe von Coco Chanels Atelier ein Toter gefunden wird. Dann verschwinden Frauen, und Coco bangt um das Leben ihres Geliebten, eines britischen Millionärs. Schnell stellt sie fest, dass auch der ehrgeizige Pablo Picasso in kriminelle Machenschaften verstrickt ist. Führen die Spuren des Verbrechens zu ihm? Die kluge Modeschöpferin lässt nichts unversucht, um zur Aufklärung beizutragen, und entdeckt dabei so manches Geheimnis.




Die Modeschöpferin als Detektivin und erst noch von Michelle Marly, das hörte sich super interessant an - und war es auch.

Es ist Anfang der 1910er Jahre, als Coco Chanel noch nicht lange in Paris ist und hier ein Hutatelier besitzt. Kleidung zeigt und verkauft sie in Deauville, in Paris erst nur Hüte, schneidert aber auf Auftrag auch in Paris Kleidung. Es ist zur Zeit des ersten Weltkrieges, Mode ist eher Nebensache, da Stoff und Material kaum vorhanden sind. Doch es gibt genügend noble Damen, die in Lazaretten und anderswo mithelfen und keine übliche Schwesterntracht anziehen wollen, sondern etwas, das "ihrem Stand entspricht". Die Arbeit geht Coco und ihren Angestellten trotz Krieg nicht aus.

Eine von Cocos Näherin benimmt sich aber auf einmal komisch, im Atelier wird gestohlen und kurz darauf wird der Sohn einer Kundin tot hinter Coco Chanels Atelier aufgefunden, die Umstände sind unklar. Später verschwindet auch noch eine von Cocos Bekannten, die Malerin Iréne Lagut - deren Verlobter, ein amerikanischer Millionär, befürchtet eine Entführung. Davon weiss die Polizei allerdings nichts, nur vom toten Mann im Hinterhof. 

Dem Kommissar ist Coco Chanel schon einmal begegnet. Oder eher umgekehrt: sie ist ihm aufgefallen, als sie noch Gabrielle Chasnel hiess und in einem Varieté in Moulins als Sängerin auftrat. Ihr ist es peinlich, damit aufgezogen zu werden, fürchtet sie doch, dass man sie als Designerin nicht mehr ernst nehmen wird. Sie traut dem Kommissar deswegen auch nicht wirklich, sollte aber besser mit ihm zusammen arbeiten, dennoch beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln. 

Coco Chanel wird von Michelle Marly so gezeichnet, wie man sie sich vorstellt. Neugierig und aufmerksam, aber auch bedacht darauf als Modemacherin zu gelten und der Haute Voléé zugehörig, obwohl sie aus der Arbeiterschicht stammt. 

"Mademoiselle Coco und die Entführung des Picasso" ist am Ehesten unter dem Genre Cosy Krimi einzustufen. Es macht viel Spass, Coco Chanel zu begleiten. Ihr zuzuschauen, wie sie sich mit ihrem schönen Kostüm in ein Tramway setzt und sich hinter Bäumen und Zäunen (sinnbildlich zumindest) versteckt und Verdächtigen hinterher spioniert. 

Mir waren es zwar fast ein bisschen zu viele miteingewebte Anekdoten der damaligen Künstlerwelt, aber insgesamt fand ich Coco als Ermittlerin toll und den Fall interessant. Coco macht sich gut. Ich wäre jedenfalls dabei, wenn sie wieder einmal ermitteln muss, denn beim Lesen dieses Bandes wurde ich auf gute Art und Weise humorvoll unterhalten. 

Fazit: Ein interessanter Krimi, dazu Kultur und Mode - toll, Coco Chanel als Detektivin zu erleben! 
4 Punkte.



Krimi: Tod zur See von Frauke Scheunemann (Mai und Lorenz 3)

Klappentext:
Franziska Mai ist dank ihrer Radio-Show auf Usedom inzwischen ein kleiner Star und wurde als Moderatorin für das große Abschlussspektakel des Ahlbecker Stadtfests engagiert. Was eigentlich der Höhepunkt des maritimen Sommervergnügens sein sollte, wird jedoch zur Katastrophe: Der Jetski des Stuntmans explodiert mitten im finalen Salto. Franzis kriminalistischer Instinkt meldet sich und sagt ihr, dass Bruno Wunderlich Opfer eines Mordes geworden ist. Die lebhafte Reporterin stürzt sich gemeinsam mit Hauptkommissar Kay Lorenz in die Ermittlungen. Eigentlich hat niemand ein Motiv, Bruno zu töten, doch dann wird Rätselhaftes an den Ostsee-Strand gespült.


Der dritte "Franzi Mai und Kay Lorenz"-Band beginnt richtig explosiv. Während eines Festes und einer Live-Übertragung einer Jetski-Vorführung explodiert ein Jetski. Der Fahrer ist tot, Zuschauer wie Praktikant Janis werden verletzt, die Aufregung ist gross. 

Schnell wird klar, dass kein technischer Fehler dahintersteckt, sondern menschliche Absicht. Franzi, deren Rad am selben Abend geklaut wurde, beginnt gleich ihre Fragen zu stellen und trifft dabei auf jemanden, der in der Firma des Opfers gearbeitet hat und sie dahin bringt. Erstmal so als Kollegin, wobei sie einiges mehr erfährt als Kommissar Kay Lorenz. Dies bringt einmal mehr Schwierigkeiten mit sich, denn die Zusammenarbeit zwischen Kay und Janine auf der Polizei-Seite und Franzi und Janis von der Radio-Seite muss vor der Staatsanwältin geheim gehalten werden. 

Privat läufts zwischen Kai und Franzi aktuell nicht so gut, Franzi nervt sich, wenn sie beruflich von Kai abgekanzelt wird und dann taucht auch noch Franzis Ex aus Hamburg auf. Am Ende vertragen sich Kai und Franzi nicht nur wieder und haben ihre Beziehung "geklärt", sondern der Fall ist auch grandios gelöst. Unter anderem auch deshalb, weil Franzi und Janis sich als "Problemlöser" bereits einen Namen gemacht haben. 

Frauke Scheunemann tischt auch mit dem dritten Band einen spannenden und interessanten Fall auf. Die Figuren entwickeln sich von Band zu Band weiter, auch Janis, das gefällt mir. Ich war zwischenzeitlich bei einer bestimmten Person zwar kritischer als Franzi und hatte zudem jemanden anderen im Verdacht, Teil der "Bösewichte" zu sein, doch dem war dann nicht so. Ich mag es jedenfalls sehr, wenn ich miträtseln kann und diese Gelegenheit bietet die Autorin in ihrer Reihe gut an. 

Besonders diesen Band könnte ich mir auch gut verfilmt vorstellen, so im Sinne von "Soko Usedom". Es ist immer etwas los, die Szenen wechseln sich gut ab, und das Buch ist schneller ausgelesen als man dachte. 

Fazit: Unterhaltender dritter Band dieser Reihe.
4 Punkte.


Reihenfolge:
Band 2: Mord am Haff
Band 3: Tod zur See

Mittwoch, 17. April 2024

Der Hamster mit der Löwenmähne von Nicolas Garma-Berman

Klappentext:
In ihrem Atelier bei Paris versteckt sich die Tierpräparatorin Eva vor der Welt. Allein ist sie nicht; sie unterhält sich prächtig mit all den Tieren, die – mehr oder weniger geglückte Ergebnisse ihrer Arbeit – das Atelier bewohnen, darunter Ernesto, der Hirsch im etwas eng geratenen Fellkleid, der immer Rat weiß. Da spaziert eines Tages ein Junge mit einem ganz besonderen Auftrag zur Tür herein: Eva soll seinen toten Hamster herrichten. Aber mit Löwenmähne! Perfektionistisch wie sie trotz allem ist, weiß Eva: Echtes Löwenmähnenhaar muss her – und sie in die Welt hinaus. Womit sie in ein Abenteuer gerät, in dem die Liebe ihr größter Verbündeter ist.


Es hätte so gut sein können - eine Tierpräparatorin, die so charmant sein soll wie "Die fabelhafte Welt der Amélie". So wurde der Roman beworben. Als grosser Fan von der charmanten Amélie konnte ich nicht widerstehen und hab zu "Der Hamster mit der Löwenmähne" gegriffen. 

Schnell stellte ich fest, dass der Vergleich viel zu hoch gegriffen und total übertrieben ist. Er kann nicht einmal ein bisschen standhalten, denn von charmant ist die Protagonistin Eva meilenwert entfernt. 

Eva ist eine junge Frau, die sich nicht spürt und auch nicht mit Menschen kann. Das könnte man immerhin noch nett verpacken, doch der Autor tut das nicht. Er lässt sie missmutig und abwesend sein, niemand kommt ihr richtig nahe. 

Irgendwann findet man heraus, dass ein Mensch, den sie auf Abstand hält, ihr Vater ist. Den Namen ihres Nachbarn weiss sie auch nicht und es ist ihr auch egal, er bleibt einfach der "Nachbar" - auch noch nachdem sie sich sehr nahe kamen. Das könnte man als Witz so beibehalten, aber man spürt Evas Barrieren auf jeder Seite. Das mit dem Nachbar und dem Vater sind nur zwei Beispiele von vielen. 

Sie merkt zwar schon, dass sie zumindest einigen Menschen näher kommen muss, und macht dementsprechende Versuche, bringt das aber auch nicht wirklich auf die Reihe. Kommunizieren funktioniert auch mit Behörden etc. nicht.

Das Charmante an den Charakteren muss man mit der Lupe suchen und findet auch dann nichts. Alle sind sehr speziell oder werden zumindest so dargestellt. Alle werden auf Abstand gehalten, da kommt man niemandem nahe und kann somit auch nichts gut finden. Die Figuren sind da und doch nicht - alle sind irgendwie abwesend, manche zwischendurch tatsächlich, aber auch in Situationen, in denen sie im Mittelpunkt stehen, sind sie physisch nicht spürbar. 

Die noch sympathischste Figur war der Nachbar. Marco heisst er übrigens. Den Nachnamen erfährt man auch noch, aber erst gegen Ende und von anderen. Eva hätte ihn längst gewusst, hätte sie mal aufs Namensschild an der Türe geschaut, aber selbst das ist ihr zu viel Aufwand. Nathalie war auch ganz okay, nur blieb sie halt auch nur eine unbedeutende Nebenfigur. Ein Roman über Nathalie, anstatt über Eva, wäre bedeutend unterhaltender, humorvoller und sympathischer zu lesen. 

Was die Aussage der Geschichte ist? Keine Ahnung. Evas Versuche, ihre eigene Geschichte zu verstehen oder mit anderen normal zu kommunizieren, haben nicht wirklich funktioniert. Falls sie doch Fortschritte gemacht haben sollte, bekommt man das als Leser nicht mit, weil sie es nun mal so gar nicht hat mit normaler Kommunikation. 

Fazit: Zwei Reisen wurden unternommen, Diebstähle getätigt, Dinge gesucht, Dinge gefunden und einiges mehr - aber alles ist nichtssagend und leer geblieben. Da ist kein Leben und keine Seele drin. 
2 Punkte.